Mittwoch, 23. Juni 2010

Malefiz für Einkäufer

Manche Ideen sind so abwegig und weit hergeholt, dass man sie beim ersten Kennenlernen für einen surrealen Witz halten muss. Das Einkaufsschachbrett der Kollegen von ATK hatte bei mir bei der ersten Vorstellung im Frühjahr 2008 spontane Lachkrämpfe hervorgerufen.
Was für eine absurde Idee! Man nimmt ein posititv aufgeladenes Bild (das Spiel der Könige, Strategie auf höchstem Niveau, Big Blue, Reiskörner), die vielversprechensten Bullshit-Bingo-Kandidaten der letzten 12-Monate und zwei drei willige Studenten (aka High-Potentials) und würgt einfach alles zusammen zu einem Modell. Unglaublich, aber laut ATK enthält dies
die kondensierten Erfahrungen und Erkenntnisse aus Tausenden von Projekten, die A.T. Kearney in den letzten drei Jahrzenten in diesem Bereich erfolgreich durchgeführt hat. Alleine in den 500 Projekten der vergangenen drei Jahre wurden über 500 Milliarden Euro neu am Markt platziert.
Sprachlosigkeit macht sich breit und Ehrfurcht kehrt ein. Nicht weniger als die Grundlage für ein neues Zeitalter des Einkaufs soll hier laut ATK entstanden sein, nachdem das goldene Zeitalter des Einkaufs mit der Rohstoffrally Ende 2007 zu Ende gegangen ist.
Das Ergbnis ist natürlich Mumpitz. Alleine schon der Zwang ausgerechnet 64 (und nicht 29 oder 47) Einzelstrategien zu finden führt zu Stilblüten wie der "Mega Supplier Strategie" (B3 für Profis) oder "Best Shoring" (F2).
Warum jetzt noch die Aufregung? 30 Monate nach der Veröffentlichung ist dieses Modell nicht etwa verschämt in die nächstbeste Ecke verbannt worden. Im Gegenteil, in einem DAX-30 Industrieunternehmen treffen wir aktuell tatsächlich auf ein grosses "Chessboard" Projekt. Im Ernst, haben die denn wirklich nichts besseres zu tun (Berater wie Einkäufer)?