Dienstag, 5. Januar 2010

Der Supply Chain Manager als ehrbarer Kaufmann...

In Hamburg gibt es seit 1517 als Institution der kaufmännischen Selbstverwaltung die Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e. V.  Diese sollte ursprünglich „alles Notwendige zu des Kaufmanns Nutzen fördern und Nachteile verhüten“. Aus Ihr entstanden über die Zeit z.B. die Hamburger Börse und sie war auch der Vorgänger der heutigen Handelskammer Hamburg. Das aktuelle Leitbild dieser traditionsreichen Vereinigung Hamburger Pfeffersäcke bewertet die Frage von angemessenem wirtschaftlichen Erfolg unter anderem so:
Rücksichtsloses Verhalten von Unternehmern oder Managern akzeptiert die Gesellschaft nicht. Dauerhafte Anerkennung erhält die Unternehmerschaft nur dann, wenn der individuelle Gewinn im Einklang mit der Leistung für Unternehmen und Gesellschaft steht.
Grob vereinfacht heist das also rücksichtsloses Verhalten ist OK, es sei denn man wünscht sich Anerkennung von der Gesellschaft. Echte ethische Grundsätze sehen anders aus auch wenn der kaufmännische Trieb der Hanseaten Hamburg zu einer weltoffenen, reichen und erfolgreichen, stellenweise auch gerechten Stadt gemacht hat.

Prof. Christopher Jahns, Präsident der European Business School, fordert in einem aktuellen Interview der Wirtschaftswoche neben "Mehr Fairness" und unter Verweis auf eben jenen ehrbaren Kaufmann:
"Wir brauchen einen Global Sourcing Code, der die Gebote der Nachhaltigkeit in den Köpfen der Einkäufer verankert."
ach so... Aber wäre es nicht hilfreich, zunächst die Gebote der Nachhaltigkeit in den Köpfen der Unternehmensleitung zu verankern? In der überragenden Anzahl der Unternehmen ist Supply Chain Management den anderen grossen Systemen Kundenbeziehungsmanagement und Produktlebenszyklusmanagement in Bezug auf Wahrnehmung und Relevanz deutlich nachgelagert. Für die Strategieentwicklung gilt das noch mehr.
Fairness ist eine gute Idee. Ein Global Sourcing Code ohne Global Sales Code oder Global Lifecycle Code ist nicht mehr als die nächste Sau im globalen Beraterdorf. Was tatsächlich fehlt ist die Debatte über Fairness oder über ein globales Wirtschaftsethos wie Sie zum Beispiel derzeit vom Theologen Hans Küng in der Zeit geführt wird. In dieser Diskussion können Einkäufer und Supply Chain Verantwortliche einen Beitrag leisten und vielleicht sollten Sie es auch stärker tun, bevor Prof. Jahns und Brainnet das für uns alle machen.
Ach so, der Unterscheid zwischen einem ehrbaren Kaufmann aus Bremen und dem aus Hamburg? Beide würde Ihnen Ihre Grossmutter verkaufen - der Hamburger Kaufmann würde sie sogar pünktlich liefern.

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