Die allseits geschätzte Onlineausgabe der noch mehr geschätzten Beschaffung Aktuell erfreut mit einem Witz. Im Editorial sieht man es als gutes Zeichen, dass nun sogar auch der Einkauf eigene Witze erhält. Das wird als Zeichen der Anerkennung oder Normalisierung bewertet, wenn neben Blondinen und Ostfriesen und vielen anderen Berufsständen (Ingenieure, Berater, Bäcker, ...) nun auch der Einkauf auf die Schippe genommen wird. Auf der anderen Seite definiert das Humorniveau nicht auch selten soziale Zugehörigkeiten und grenzt somit ab, aus oder ein.
Was sagt das nun also genau?
"Ein schwäbischer Astronaut bereitet sich auf seinen Flug ins All vor. Kurz bevor er die Raumfähre betritt, gibt er ein Abschlussinterview. Ein Reporter stellt ihm die obligatorische Frage: „Wie fühlen Sie sich?" Der Astronaut schweigt einen Augenblick, seufzt dann und sagt: „Ja Gott, wie soll ich mich fühlen? Ich weiß, dass ich auf 100.000 Teilen sitze, die alle von Firmen stammen, die das niedrigste Angebot abgegeben haben."Was sagt also der endlich - nach jahrelanger Recherche - gefundene Witz über Einkäufer aus? Oder sagt er etwas über Schwaben, Astronauten oder Reporter? Hat überhaupt jemand gelacht? Der Witz holpert irgendwie, irgendetwas stimmt nicht am Stil. Die Beschaffung Aktuell hat den Witz ja auch nur gefunden in der Zeitschrift Schönes Schwaben 6/12 (Schwerpunkt Juni: Wie berauscht - Schwäbisch Gmünd feiert ein Jubiläum wie noch keines). Aber die Schönen Schwaben haben ja auch nur geklaut und schlecht kopiert aus Hollywood (Armageddon, 1998):
"Rockhound: You know we're sitting on four million pounds of fuel, one nuclear weapon and a thing that has 270,000 moving parts built by the lowest bidder. Makes you feel good, doesn't it?"Und irgendwie bin ich sicher, dass auch die Schreiberlinge in Hollywood das irgendwo ausgegraben haben, im Zweifel in Homers Odyssee.
Was sagt das nun also genau?
- Die Beschaffung Aktuell nimmt es mit der Quellenprüfung online nicht so genau (siehe auch Leistungsschutzrechtdiskussion)
- Die Schönes Schwaben offline ebenso, nennt dann aber auch wenigstens die Quelle nicht
- Der Editorialist denkt, dass Einkäufer über schlecht gemachte Witze lachen.
- Einkäufer haben keine eigenen Witze
Die Beschaffung ist ja eine sehr ernsthafte Sache: ein Fehler kann viel Nerven kosten. Und kein Land der Welt ist so ernsthaft in der Beschaffung wie Deutschland! Die Einsparungen erfolgreicher Unternehmen lagen – auch mithilfe von Standardisierung und professionellem Datenmanagement – im Durchschnitt drei Mal so hoch wie der Durchschnitt der jährlichen Einsparungen im Einkauf. Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/produktion-technologie/vertragsmanagement-vertraege-richtig-gestalten/
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