Donnerstag, 19. November 2009

Kostentransparenz: Makrofotografie oder Handskizze - wieviel Detail ist richtig?

Mit beidem können schöne Bilder entstehen. Die Handskizzen gehören heute zu jeder besseren Ausstellung berühmter Künstler und die Makrofotografie bringt die kleinen Dinge ganz groß raus und ist teilweise gar surreal. Aber welche Detailtiefe ist eigentlich im Einkauf wichtig? Muss ich die Flächenkosten der Halle kennen, in der die Maschine des Lieferanten steht, auf der er meine Teile produziert? Was dann, was mache ich mit der Information? Die Heizung zwei Grad kälter stellen? Den Strom bei seinem Anbieter für ihn nachverhandeln? Mit welcher Schnittgeschwindigkeit zerspant er eigentlich die Teile? Wäre etwas mehr Vorschub nicht doch besser? Ach ja, Rattermarken, stimmt ja. Und Wendeschneidplattenverschleiß... Hm. Gar nicht so einfach. Wer pflegt eigentlich in der nächsten Boomphase die Daten nach? Ach egal. Datenaktualität war ja noch nie ein Problem.
Tja, für welche Anwendung ist eigentlich welche Kalkulationsgüte die richtige? Mit vielen unserer Kunden diskutieren wir diese Frage intensiv. Zweifellos gibt es gute Gründe dafür, so tief wie möglich ins Detail einzusteigen. Ich verstehe die Kostenwirkungen viel besser, wenn ich möglichst viel weiß. Aber das für alle Teile und alle Lieferanten? Oder nur für A-Volumen? Für die meisten Anwendungen im Einkauf wird auch eine qualifizierte Schätzung oder eine grobe Kostenstruktur ausreichen. Letzten Endes kann ich nicht wirklich bestimmen, auf welcher Maschine der Lieferant das Teil fertigt. Und ob sich das Analysieren der Details vom Aufwand-Nutzen-Verhältnis rechnet. Was allerdings sicher ist, dass ich am Ende immer noch die Technologien und Prozesse für technische Teile verstehen muss. Eine durch welche Algorithmen auch immer generierte automatische Kalkulation hilft dem Einkäufer am Ende nichts, wenn der Lieferant mit technischen Argumenten aufwartet, auf die der Einkauf keine Antworten geben kann außer "...das hat mir die Software so gesagt...". Einkauf findet schließlich immer noch zwischen den Ohren statt.
Wenn ich also gerade bei der Makrofotografie versuche auf das richtige Detail scharfzustellen, kann es sein, dass ich den Mähdrescher nicht wahrnehme, der das Feld abmähen will...
Was ist Ihre Meinung zu dem "richtigen" Detail?

1 Kommentar:

  1. Tatsächlich gibt es einen starken Trend zur "Bottom-up" Kalkulation, also dem Versuch aus dem kleinsten Detail auf Fertigungskosten zu kommen. Der Erfolg von Softwarelösungen wie Facton, PerfectProCalc oder Costdata zeigt, dass Unternehmen nach Lösungen suchen, Transparenz zu erzeugen. Nur leider, wie so häufig, wird auf Software und Content (also die detaillierten von irgendwem irgendwo eingesammelten Kostenreferenzdaten für die Druckluft im östlichen Raum von Pune, Indien) anstatt auf Qualifikation der Einkäufer oder Anwender gesetzt. Das scheint also ein Trend zu sein, der ja auch von z.B. BMW der VW mit eigenen Abteilungen bzw. IT-Anwendungen getrieben wird. "Wissen" als Vorstufe zum Handeln entsteht aus Daten und Informationen allerdings wirklich nicht von alleine

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