Montag, 29. März 2010

Ehrbarer Kaufmann III

An dieser Stelle ist bereits mehrfach zum Thema Ethik und Moral im Einkauf, in der Wirtschaft und in Grenzen auch in der Beratung geschrieben worden, z.B. hier. Mit grosser Freude und auch ein wenig Häme konnte man zum Thema im Manager Magazin 4/2010 unter der schönen Überschrift "Das Butterbrot-Prinzip" lesen, wie "Deutschlands akademische Elite mit Nebengeschäften verdient". OK, Wildemann gehört dazu. Auch Raffelhüschen, Dudenhöffer, Opaschowski haben eigene Beratungsunternehmen. Aber andersrum wird eigentlich erst richtig ein Schuh daraus.
In der Einkaufs- und Supply Chain Management Beratung hat es sich in den letzten Jahren offensichtlich bewährt, die inhaltliche Vewertungskette weiter horizontal zu integrieren. Qualifizierung ist in diesen Bereichen ein Megathema (nicht ohne Grund), was liegt da näher, als eigene Institue zu gründen, zum Wohle der Forschung und Ausbildung? Brainnet macht es vor mit dem Kauf von SMG und der engen Zusammenarbeit mit dem Supply Chain Management Institute der European Business School (EBS) in Oestrich Winkel:
Durch unsere enge Zusammenarbeit mit dem Supply Chain Management Institute ist eine Wertschöpfungskette entstanden, zu der Forschung, Weiterbildung und Beratung ebenso gehören, wie die Ausbildung hochqualifizierter Fach- und Führungskräfte im Bereich Supply Chain Management.
Auch die Kollegen von Kerckhoff beteiligen sich an dem Hype:
Das Kerkhoff Competence Center of Supply Chain Management (KCC) am Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen bringt Theorie und Praxis in Einkauf und Supply Chain Management zusammen.
Offensichtlich aber fällt es laut Manager Magazin den Kollegen von Brainnet und dem SMI nicht gerade leicht, gute Corporate Governance zu leben. Ob das zu dem Rollenmodell des ehrbaren Kaufmanns passt, dass zum WEF in von Prof. Jahns propagiert wurde? Und ob die integrierte Beraterwertschöpfungskette nicht am Ende zu zu wenig Vielfalt bzw. zu viel Soße führt?

Dienstag, 23. März 2010

Stahlproduktion zieht an - zurück zur Normalität oder zurück ins Chaos?

"Die Stahlindustrie in aller Welt feuert ... ihre Hochöfen immer stärker an." So beginnt die Meldung von Reuters vom 22.3. über die Rückkehr zu alten Höhen - immerhin offenbar die höchste Auslastung der Werke seit September 2008. Was auch immer das bedeutet, schließlich sagt uns diese Kennzahl auf der Einkaufsseite noch nicht, wie sich der Markt denn wirklich entwickelt und was jetzt die richtige Strategie ist. Wird sich das Verhalten von Rio Tinto in China bzw. die Beteiligung von chinesischen Investoren an Rio Tinto auf die Märkte auswirken? Wie viel ist im Markt wirklich noch von dem Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage abhängig? Oder ist das gesamte System durch die starken Schwankungen dermaßen aus dem Gleichgewicht geraten, dass es nur noch Überschwingungen in beide Richtungen geben wird? Die Situation wird auf jeden Fall nicht einfacher - zumindest ein Appell daran, ein hohes Maß an Transparenz aufzubauen. Auch wenn das den Markt nicht direkt ändert, es hilft aber, eine objektive Bewertung durchzuführen, inwieweit die Schwankungen jetzt in der Gesamtkostenwirkung wichtig für die eigene Lieferkette sind, oder ob man sich besser um andere Themen kümmert...