Achtung! Was jetzt folgt, ist mehrfach dünnes Eis. Zum einen, weil Einkäufer selten zu den "Early Adopters" neuer Technologien gehören. Auch wenn sich in der Vergangenheit einiges getan hat, schliesslich nutzen die meisten Einkaufsleiter ja mittlerweile eMail und Blackberry. Aber Technologie und Kommunikation verknüpfen? Schwierig wenn auch nicht unmöglich. Also, einkaufende Leser, nicht gleich weiterklicken! Ebenso schwierig wird es natürlich, sich als Laie zu einem Thema zu äussern, zu dem sich sonst nur "Evangelisten" oder "Digital Natives" äussern dürfen. Die digitale Bourgeoisie reagiert äusserst empfindlich darauf, wenn auch nicht Eingeweihte die digitale Götze anbeten wollen. Also bin ich gewarnt.
Social Media lässt sich schwer (oder natürlich doch, siehe oben) abgrenzen vom Web 2.0 oder vom semantischen Web. Das hängt im wesentlichen von der eigenen Perspektive ab, also davon ob man von Investoren eine Seed-Finanzierung für ein neues Geschäftsmodell will, oder ob man als Berater auch mal eine eigene Sau durchs Dorf treiben will, oder, oder, oder. Wikipedia sagt:
Für die Diskussion unter Digitalen Einwanderern ist das sicher ausreichend wenn man dabei anerkennt, dass es natürlich eine wirklich grosse und spannende Vielfalt an Themen und Ansätzen und Innovationen gibt. Social Media ist sicherlich mehr als Facebook, Twitter oder Google Streetview (bzw. dem Croudsourcingansatz dahinter wenn es darum geht "verpixelte" Gebäude wieder verfügbar zu machen - gut oder böse) und heute sind wir bestimmt erst am Anfang der Entwicklung. Tatsächlich ist trotz aller Diskussion die Verbindung von Netz und Menschen auf einem weniger düsteren Weg als es sich die Apologeten des Cyberpunks vor 25 Jahren dachten.
Heute auf jeden Fall twittert der Maschinenbauer Trumpf Kurznachrichten an seine 450 Follower und Krones hat eine eigene Facebookseite mit mehr als 2.000 Fans. Ob sich das lohnt? Keine Ahnung, ich kenne auch die Ziele der beiden Firmen nicht. In jedem Fall bedienen diese Unternehmen (und es gibt natürlich noch viele mehr) bestimmte Netzwerke, vernetzen sich und generieren, vielleicht auch bescheidenen, Mehrwert. Beide sind auch nicht der klassische Markenartikler, der seine Fanpage bei Facebook oder myspace nutzt um virale Aufmerksamkeit wie Tipp-Ex zu erzeugen. Beiden werden, sicherlich nicht ohne professionelle Hilfe und wie viele andere auch, prüfen und ausprobieren (darum geht es oft bei Social Media) welche Aufgaben von PR und HR sich mit diesen Werkzeugen unterstützen lassen.
Was also macht der Einkauf? Nähert sich jemand dem Thema, wird es diskutiert oder gibt es vielleicht schon hier und da Initiativen? Ich kenne keine! Bei dem alljährliche Treffen der Einkäufer in Berlin auf dem BME-Symposium im November zum Beispiel fand Social Media nicht statt. Kein #Hashtag zu Veranstaltung, keine Blogposts, nur Tweets von Onventis und DIG und mir (mein Gott, war das einsam...)
Nick Martindale stellt sich in seinem guten Beitrag vom 25.11. bei SupplyManagement.com ähnliche Fragen (nur das er natürlich keine Idee von der grossen Bedeutung des BME ausserhalb der USA hat).
Richtig, der Einkauf ist der Architekt der Supply Chain, wenn er sich denn entsprechend positionieren kann. Kaum ein anderer Funktionsbereich in einem Unternehmen (wenn man den Vertrieb inkl. Marketing, PR ausklammert) hat eine solche Netzwerkfunktion inne wie der Einkauf. Mehr als 50% des Umsatzes eines Industrieunternehmens werden von Lieferanten erbracht, in manchen Branchen mehr als 75% der Innovationen. Der Einkauf treibt Internationalisierung voran und erschliesst neue Märkte oft als Erster. OK, es gibt Diskussionsgruppen zum Einkauf bei XING und auch bei LinkedIN. Sogar auf Facebook vernetzt jemand Supply Chain Manager.
Aktivitäten aus dem Einkauf spezifischer Unternehmen gibt es wohl nicht. Ganz sicher gibt es heute keinen Einkauf mit einer Social Media Strategie, schliesslich haben die Wenigsten überhaupt eine Social Media Guideline (sollten sie aber!).
Ich glaube, der Einsatz von Social Media kann für den Einkauf ein Mittel sein, um
- Transaktionskosten weiter zu reduzieren - warum nicht auch über Twitter RfIs / RfQs promoten
- Interne und Externe Vernetzung weiter zu fördern - zum Beispiel über Collaborationtools wie Jive oder Mixxt um für die gemeinsamen Wertanalyseprojekte Experten miteinander zu vernetzen.
- Neue Märkte und Lieferanten anzusprechen - und wenn es ein Facebookprofil ist als weiterer Kanal in Richtung Lieferantenportfolio
- Lieferantenmanagement und Lieferantenentwicklung zu beschleunigen - vielleicht indem Location-based-services zur Aggregation von Daten mitgenutzt werden? Im Ernst, ein Photo zur rechten Zeit mit dem Smartphone geschossen von den Arbeitsbedingungen in einer chinesischen Giesserei, mit Geotaggingdaten verbunden, könnte vielen Ressourcen sparen helfen.
Ganz sicher müssen dazu noch viele Hürden genommen werden. Datenschutz und -sicherheit ist ungeklärt bzw. ein Risiko. Die Fähigkeit von Menschen bzw. Einkäufern zu kommunizieren (oder neben eMail, SAP-Listen und Telefon auch noch im Sozialen Netz) muss weiter entwickelt werden. Nicht zuletzt kennen wir heute nicht "DIE" Plattform, auf der wir zukünftig professionell arbeiten werden und wollen.
Eines ist aber offensichtlich. Social Media kann eine Chance sein für Einkaufsorganisationen und somit auch für Unternehmen, die den Wertbeitrag aus Ihrem Lieferantenportfolio konsequent ausbauen wollen.
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